Hartlöten: Kein Buch mit sieben Siegeln
„Hartlöten: Kein Buch mit sieben Siegeln“
erstmals erschienen am 29. Mai 2012
von Dieter Miedek
Die offizielle Buchbeschreibung lautet:
Hartlöten Kein Buch mit sieben Siegeln Hartlöten ist die ideale Verbindungsmöglichkeit für viele Aufgaben im Modellbau, aber auch beispielsweise bei der Restauration von Original-Fahrzeugen. Für einige Modellbauprojekte wie Dampfmaschinen und -kessel ist diese Technik sogar unabdingbar. Aber auch im Schiffs- und Truckmodellbau oder zum Beispiel für spezielle Anwendungen im Flugmodellbau, lassen sich mit dem Hartlöten stabile und dauerhafte Verbindungen herstellen. Der Autor hat in Beruf und Hobby seit Jahrzehnten Erfahrungen mit dem Hartlöten gesammelt und gibt sie in diesem Buch weiter. Physikalisch-chemische Grundlagen sowie Werkstoff- und Werkzeugkunde werden darin genauso erläutert, wie die in diesem Bereich extrem wichtigen Sicherheitsaspekte. Und natürlich kommt die Praxis des Hartlötens nicht zu kurz und wird in all ihrer Vielfalt dargestellt. Mit diesem Buch verliert das Hartlöten seinen Ruf schwierig zu sein und wird für den Modellbauer eine perfekte Ergänzung seiner Arbeitstechniken. Aus dem Inhalt: • Physikalische Eigenschaften von Gasen • Sicherheit beim Flammlöten und Schweißen • Die technischen Gase • Der Umgang mit Gasflaschen • Die Gerätschaften • Das Flammlöten – Hinweise für den Praktiker • Hilfsmittel – die kleinen Helferlein • Das Lötverfahren – Theorie ist nicht gleich Praxis • Das richtige Lotmaterial • Der Lötprozess • Kleinbrenner, Brenner für Feuerzeuggas und Gaskartuschen • Kompaktgeräte – Mobile Systeme • Die richtigen Geräte für unterschiedliche Arbeitspraktiken
Wer noch nie hartgelötet hat, stösst auf eine Reihe von tatsächlichen Problemen. Das Angebot an guten und günstigen Büchern zu diesem Thema und dazu auch noch in deutscher Sprache, ist ziemlich gering. Umso erfreulicher fand ich, dass der Autor im Jahr 2013 ein neues Buch rausgebracht hat. Herr Miedek ist selbst Dampfmodellbauer und lötet schon seit vielen Jahren Dampfkessel.
Im Buch beschreibt er zunächst die diversen, im Handel erhältlichen Geräte, alle verschiedenen Werkstoffe, alle Vor- und Nachteile der verschiedenen Gase, der verschiedenen Brenner, Hartlöten mit und ohne Sauerstoff, Propan oder Butan, welche Flaschengrössen, Farben Normen, Prüfungen gibt es und wie funktioniert das Füllen bzw. Handling damit (Leihflaschen, Eigentumsflaschen, daheim Umfüllen, Flaschentauschen). Auch auf die Risiken wird hingewiesen, z.B., bei Acetylen, was als Hobbyist noch machbar ist und wovon man als Heimwerker besser die Finger lassen soll. Wieviel Energie wirklich notwendig ist, damit das oft viel zu große Halbzeug doch noch auf Temperatur gebracht werden kann. Zur Arbeitsplatzumgebung, Werkstückbefestigung, Hitzeisolierung und der richtigen Auswahl der vielen verschiedenen Hartlote gibt es Tipps und eine Tabelle, was im Handel erhältlich, bzw. wofür sinnvoll ist. Sicherheit und Gefahren werden richtig erklärt, mit allen Konsequenzen, aber ohne dem Leser Angst zu machen. Sachlich wird beschrieben, was passiert zB. wenn man Sauerstoff falsch und zu rasch umfüllt, welche Risiken haben Gasflaschen generell, wo darf man sie nicht lagern (Keller, geschlossene Räume, wie im Auto transportieren). Für Hobbyisten werden auch ausführlich die Vor- und Nachteile der billigen Sets mit Wegwerf-Gasdosen/Sauerstoffdosen beschrieben, aber auch die Brenner mit normaler Raumluft.
Besonders ausführlich beschreibt der Autor dann den eigentlichen Lötvorgang, so daß auch ich das verstanden habe. Den Unterschied zwischen Spalt- und Fugenlöten, das richtige „Draufhalten“, die notwendige Erwärmung, die Zuführung des Lotes, das Bauen und Verwenden von kleinen Helferlein. Viele scharfe, gut leserliche Skizzen und noch sehr gute Farbfotos direkt vom Löten von Werkstücken, vor allem aber der verschiedenen erhältlichen Gerätschaften runden das Buch inhaltlich ab. Diese Skizzen und Bücher sind auch immer am richtigen Platz, und nicht, wie in anderen Modellbüchern, auf ganz anderen Seiten.
Anders als viele Modellbaubücher steht dort drinnen, was draufsteht. Ich ärgere mich heute noch über diverse Bücher über Fräsen und Drehen, wo angeblich für Anfänger geschrieben wurde, aber spätestens nach wenigen Seiten Themen und Fachausdrücke gerade uns Anfänger unweigerlich überfordern. Hier, ganz anders, kann man das Buch – oft mit einem Schmunzeln – von Anfang bis Ende lesen, man versteht alles und findet auch wieder ins Thema, wenn man ein paar Tage nicht weitergelesen hat.
Ich traue mir jetzt das Hartlöten zu, Sauerstoff-Flasche samt Druckregleranzeige, CFH-Brenner und -Griffstück, Rückschlagventile und Schläuche sind schon gekauft und ich habe mir ein transportables Gerätegestell gebaut. Als Besonderheit besitze ich auch noch einen Sauerstoffkonzentrator, mit dem ich den Sauerstoff selbst herstelle (doch darüber berichte ich ein Andermal).
Als einzige Kritik könnte man anmerken, dass es ein anderes Buch von Dieter Miedek gibt, das (vorwiegend für Kesselbauer) noch besser ist – ich habe es auch gekauft: „Modelldampfkessel – Für den Selbstbau geeignete Konstruktionen“ – bereits 2011 erschienen. Wer also eher Dampfkessellöten will, ist damit besser bedient. Auch dort sind ganze Passagen zu den obigen Themen und wer das Thema nicht bis ins letzte Detail lernen möchte, der ist mit diesem Buch besser bedient (ein Bericht dazu folgt hier im Blog). Für richtige Hartlöt-Anwärter sind allerdings beide Bücher derart preiswert, dass es nicht auf die paar Euros mehr ankommen wird?
Dieses Buch gibt es ab € 22,80, ich habs bei Amazon gekauft.